Die Klänge der Gitarre können vielschichtige Formen annehmen und sowohl laut und provozierend als auch leise und beruhigend sein. Darüber hinaus kann eine Gitarre weitaus mehr leisten, denn auch ganzheitliche körperliche und psychische Wirkungen sind durch dieses Zupfinstrument erzielbar.
Bedeutung der Gitarre in der Musiktherapie
In diesem Zusammenhang geht es darum, die durch die Anschläge der Gitarrensaiten auftretenden Vibrationen und Schwingungen körperlich zu spüren und die eigene Körperwahrnehmung wiederzufinden. Die Gitarre kann zudem schon durch ihren speziellen Aufbau und die Funktion der Saiten dazu beitragen, dass rhythmische und eher eintönige, arrhythmische oder ganz komplexe Töne erzielt werden. Deshalb ist es möglich, die vielfältigsten Emotionen und Stimmungen auszudrücken.
In der Psychologie und insbesondere in der Musiktherapie ist die Gitarre daher zu einem bewährten Hilfsmittel geworden, um eine seelische Entlastung herbeizuführen und die eigene Empfindsamkeit zu steigern. Mit diesen Grundlagen sind Patienten besser und vielfach unbewusst in der Lage, belastende Erlebnisse einfacher zu verarbeiten. Außerdem ist die Gitarre ein Instrument, welches hervorragende Ausdruckmöglichkeiten bietet.
Krankheitsbilder für eine Therapie mit diesem Instrument
Die Gitarrentherapie ist nicht nur für Erwachsene, sondern gleichermaßen für Kinder und Jugendliche optimal, wenn spezielle Erkrankungen der Psyche vorliegen. Indiziert ist diese Therapieform vorwiegend bei Erkrankungen wie dem Borderline-Symdrom und Depressionen, die mit einer Abstumpfung der Empfindsamkeit des eigenen Körpers und gegenüber der sozialen Umwelt einhergehen. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie wird eine Musiktherapie mit der Gitarre empfohlen, wenn Störungen der Entwicklung und ADHS vorliegen. In der Gerontopsychiatrie können mit Hilfe der Gitarre die Erfolge während einer Rehabilitation nach einem Schlaganfall sowie im Rahmen der Parkinson-Demenz unterstützend beeinflusst werden. Bei den Patientengruppen aller Altersgruppen ist die Gitarre auch dann therapeutisch sinnvoll, wenn diese unter Tinnitus, Migräne, chronischen Schmerzbildern oder Tumoren leiden.
Therapeutische Effekte
Nicht nur das selbstständige Spielen der Gitarre ist durch einen positiven Behandlungseffekt und eine Steigerung des Wohlbefindens charakterisiert. Das Wahrnehmen der Klänge der Gitarre ist eine wichtige Erfahrung, die schon bei frühgeborenen Babys wirksam ist. Darüber hinaus sind schrittweise Teilerfolge bei der Multiplen Sklerose sowie bei behinderten Menschen erzielbar.
Durch die Musiktherapie mit der Gitarre wird auf eine konkrete Erkrankungssituation der Betroffenen eingegangen und Entspannung verschafft. Es müssen zudem keinerlei Fähigkeiten beim Gitarrenspiel vorhanden sein, um eine Linderung der Beschwerden bei Essstörungen, Betroffenen mit Suchterkrankungen oder anderen psychosomatischen Beeinträchtigungen hervorzurufen. Insbesondere beim Spielen der Gitarre in der Gruppe ist es möglich, eine Wiedereingliederung und ein Zugehörigkeitsgefühl zu begünstigen und auch über die nonverbale Verständigung soziale Hemmungen zu beseitigen. Natürlich weckt das Gitarrenspiel gleichermaßen individuelle Ressourcen und kann durch die Freude am Klang die Selbstheilungskräfte aktivieren.